Liebe Beterinnen und Beter!
Eine der großen Gestalten des Advents ist die Gottesmutter Maria. Ihre Persönlichkeit ist einzigartig und
maßgebend zugleich.
Sie ist einzigartig! An entscheidender Stelle der Welt- und Heilsgeschichte, als Gott sich anschickte, auf die
Erde zu kommen, in unübertreffbarer Weise der „Gott mit uns“, der Immanuel zu sein, wandte sich Gott an
ein Mädchen, eine Jungfrau und bat sie um Mithilfe. Gott hätte mit Gewalt und Herrlichkeit in diese Welt
kommen können, aber das wollte er nicht. Er klopfte sozusagen bei einem Menschen an, um selbst Mensch
werden zu können. Gott ist die Liebe, und er hat den Menschen aus Liebe und zur Liebe geschaffen. Und
weil Liebe Freiheit voraussetzt, bindet er seine Menschwerdung an das freie Ja eines Menschen. Einzigartig
hat Maria stellvertretend für alle Menschen aller Zeiten an entscheidender Stelle der Heilsgeschichte das
wichtigste Wort gesprochen, das je von einem Menschen gesprochen wurde: „Mir geschehe, wie du es
gesagt hast“ (Lk 1,38).
Damit ist zugleich ihre so wichtige Tat des Glaubens, ihr vertrauensvolles Einwilligen in den Willen Gottes
maßgebend. Gott will nicht nur durch Maria in dieser Welt wirken. Er will sichtbar und präsent sein, und er
will dies durch menschliche Mitwirkung – wie bei Maria. Im „Fiat“ – „es geschehe“ ist daher maßgebend
für alle Christen. Überall, wo wir in der Haltung der Gottesmutter unser eigenes „Fiat“ sagen und in
unserem Leben verwirklichen, überall dort kann Gott durch uns, mit uns und in uns seine Menschwerdung
fortsetzen, in dieser Welt präsent sein.
Um in der Welt präsent zu sein, hat Christus auch das Sakrament der Weihe gestiftet. Die Sendung der
Bischöfe und verbunden mit ihnen der Priester ist es, in der Kraft des Heiligen Geistes das Bekenntnis zu
Christus zu bewahren und ihn insbesondere in den Sakramenten berührbar zu machen. Daher sind sie nicht
einfach Funktionäre, Bischöfe und Priester sollen in besonderer Weise durch ihre Lebensführung Christus
sichtbar machen und von ihm Zeugnis geben. Dienst und Leben der Bischöfe und Priester gehören damit
untrennbar zusammen. Und beides steht im Dienst des Volkes Gottes.
„Wenn…ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit; wenn ein Glied geehrt wird, freuen sich alle Glieder mit.“
(1Kor 12,26), sagt der Apostel Paulus. Die Kirche ist eine große Solidargemeinschaft. Alle sind von Gott
gerufen, ihn im eigenen Leben sichtbar und berührbar zu machen. Und wir sind dazu berufen, einander in
dieser Sendung beizustehen.
So danke ich sehr der Initiative „Beten für Bischöfe“ und Ihnen allen, dass Sie sich in dieser
„Solidargemeinschaft“ einbinden lassen und uns Bischöfe durch Ihr Gebet unterstützen. Wir leben in
turbulenten Zeiten, in Zeiten großer Herausforderungen. Wir leben in Zeiten, in denen Gottes Güte und
Zuwendung in großartigen Persönlichkeiten spürbar und fassbar ist. Aber wir leben auch in Zeiten, in
denen menschliches Versagen und das Mysterium des Bösen sichtbar ist.
„Mir geschehe, wie du es gesagt hast“. Durch Wort und Leben wirkt so Maria am Heilswerk ihres Sohnes
mit. Nun sind wir an der Reihe, durch Wort und Tat, Glauben und Gebet ebenfalls am Heilswerk Jesu Christi
mitzuwirken. Damit dies gelingen kann, muss er in unseren Herzen eine bleibende Wohnung haben.
Christus möchte in Ihnen und mir neu geboren werden. Öffnen wir ihm dafür die Türen unseres Herzens!
Dankbar grüßt Sie und alle, die Sie im Herzen tragen, mit allen Segenswünschen für ein gnadenreiches
Weihnachtsfest
Ihr
+Dominikus Schwaderlapp
Weihbischof in Köln